Marburger Konzentrationstraining fĂŒr Jugendliche (MKT-J)

đŸ‘€ Dieter Krowatschek, Gita Krowatschek, Gordon Wingert & Caroline Schmidt

📕 Verlag modernes lernen

LehrkrĂ€fte und Eltern berichten immer wieder ĂŒber Jugendliche, die sich nicht konzentrieren können und wollen. Sie registrieren alle Ablenkungen in ihrer Umgebung und fokussieren ihre Aufmerksamkeit nicht auf die ihnen gestellten Aufgaben. Sie sind oft zusĂ€tzlich so unruhig, dass sie soziale Regeln nicht einhalten, zeigen aggressives Verhalten, sind leicht frustriert und erbringen kaum erforderliche Leistungen. Es erscheint nahezu unmöglich, sie zu motivieren, weil sie offensichtlich zu nichts Lust haben. Ihre “Null-Bock-Haltung” macht sie fast unerreichbar.

Konzentrationsstörungen treten in der Regel beim Erbringen von Schulleistungen auf. Die Jugendlichen selbst klagen in Regel gar nicht ĂŒber Aufmerksamkeitsprobleme. Vielmehr sind es Eltern und LehrkrĂ€fte, die solche Defizite bei Hausaufgaben, im Unterricht und im Alltag beobachten.

Mögliche Ursachen fĂŒr Konzentrationsstörungen können beim Jugendlichen selbst vor allem kognitive Faktoren sein – das heißt, Jugendliche, die im Unterricht ĂŒberfordert und vielleicht nicht so begabt sind, zeigen hĂ€ufig Konzentrationsstörungen, um vielleicht auch den an sie gestellten Anforderungen zu entgehen. Aber auch die Lebensweise, ihre Perspektivlosigkeit und der Einfluss Gleichaltriger bei hĂ€ufig geringer sozialer Kompetenz spielen hier eine große Rolle. UngĂŒnstige Unterrichts- und ungeschickte Umgangsformen, langweilige Unterrichtsstunden verstĂ€rken das Desinteresse vieler Jugendlicher. Dabei zeigen sich sowohl in der Schule als auch zuhause zwei Erscheinungsbilder: flĂŒchtig arbeitende und trödelnde SchĂŒler.

Das Marburger Konzentrationstraining fĂŒr Jugendliche eignet sich fĂŒr beide Gruppen. Dabei wird von vornherein Wert darauf gelegt, dass es sich um ein Training (in Anlehnung an den Sport) und nicht um eine “Therapie” handelt. Das Training ist eine Kurzintervention und dauert nur wenige Stunden. Jugendliche sollen erst gar nicht das GefĂŒhl haben, in irgendeiner Form “krank” zu sein und von daher eine – wie auch immer geartete – “Therapie” zu benötigen.

Grundgedanke des Konzentrationstrainings ist es, den Arbeitsstil von Jugendlichen zu verĂ€ndern. Durch die Vermittlung von Denkstrategien lernen sie, ihre Aufmerksamkeit besser zu steuern und zu strukturieren. FĂŒhrt man das Trainingsprogramm als Kurs durch, empfiehlt es sich, sechs bis acht Trainingsstunden vorzusehen, wobei jeweils eine Trainingsstunde pro Woche stattfinden sollte. Je nach Anzahl der teilnehmenden Jugendlichen (3-5) dauert sie zwischen 60 und 75 Minuten.

Die ArbeitsblĂ€tter gestaltete die Grafikerin Caroline Schmidt speziell fĂŒr Jugendliche. Sie orientieren sich am Geschmack von Jugendlichen und enthalten Motive aus ihrem Alltag und ihrer Subkultur. Der Ablauf der Trainingsstunden erfolgt stets nach dem gleichen Muster:

Zu Beginn einer jeden Trainingsstunde steht eine EntspannungsĂŒbung, wobei spezielle Texte fĂŒr Jugendliche mit Instruktionen aus der Grundstufe des autogenen Trainings empfohlen werden. EntspannungsĂŒbungen geben ihnen die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und erhöhen die Aufnahmebereitschaft fĂŒr die nachfolgenden Arbeitsphasen.

Jede Trainingsstunde hat in der Regel zwei bis vier Arbeitsphasen. Die Trainingsmaterialien orientieren sich am Geschmack von Jugendlichen und sollen bei ihnen Motivation auslösen. Dabei stellt die Arbeitsbereitschaft von Jugendlichen das grĂ¶ĂŸte Problem bei der Gestaltung eines solchen Trainings dar. Auch hier enthĂ€lt die Trainingsmappe gezielte VorschlĂ€ge und methodische Hinweise aus der Praxis, die eine DurchfĂŒhrung erleichtern.

Der Trainingsvorschlag orientiert sich an der Methode der verbalen Selbstinstruktion. Sie ist wissenschaftlich vielfach ĂŒberprĂŒft und eignet sich auch fĂŒr Jugendliche mit Aufmerksamkeitsproblemen. Die Selbstinstruktionen wĂ€hrend einer Aufgabenlösung beinhalten zusĂ€tzliche Anweisungen zur Aufgabenanalyse, Materialanalyse, Zielanalyse, Aufforderung zum Zeitlassen, Formulierung von Teilzielen, Konfliktanalyse, BewĂ€ltigung von Frustration und Misserfolg, Bewertung von Ergebnissen und SelbstbekrĂ€ftigung in einem Rahmen, wie Jugendliche es zulassen. Das Training arbeitet mit einem speziellen Belohnungssystem, das selbst Jugendliche motiviert und ihre Mitarbeit zulĂ€sst.

Wir haben das Marburger Konzentrationstraining fĂŒr Jugendliche mit unterschiedlichen Trainern in Gruppentrainings durchgefĂŒhrt. Dabei wurde untersucht, welche Effekte das Training hat. Es sich vor allem gezeigt, dass sich bei der Mehrzahl der Jugendlichen instabiles Leistungsverhalten in der Schule verbesserte. Ihr Selbstkonzept verĂ€nderte sich: Sie trauten sich mehr zu. Ihre Arbeitsphasen verlĂ€ngerten sich, sie konnten besser mitarbeiten, ohne stören zu mĂŒssen. Aufgabenstellungen bearbeiteten sie genauer und selbstĂ€ndiger.

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